Die Geburt des Historischen aus dem Geiste der Politik: Zur Bedeutung frühgriechischer Geschichtsschreibung, mit einem Seitenblick auf China

Abstract
Das Historische zu beschreiben, ist nicht einfach, schon der einerseits mangelhaften und andererseits ausufernden Gegenständlichkeit alles Historischen wegen. Da ist es vielversprechender, die anerkannte Ausgangsposition einer Tradition des Erzählens von menschlichen 'Gewordenheiten' genauer zu betrachten und dabei auf ihre Bedingungen zu reflektieren. Diese Betrachtung ist selber historisch und versucht, einen Erfahrungs- oder Wahrnehmungshorizont zu erschliessen, innerhalb dessen historisches Erzählen möglich, genrebildend und attraktiv werden konnte.Erhellt werden Teilbereiche und mentale Entsprechungen eines Selbstbewusstseins eminent politisch organisierten Lebens im Bereich des östlichen Mittelmeers zur Zeit der 'gründenden Historiker' Herodot und Thukydides. Was aber dort begründet wurde, ist eine 'westliche' Tradition – das leuchtet nur ein, wenn man ihr eine andere, aber durchaus vergleichbare Tradition zur Seite stellt, wie hier die altchinesische. Dabei dient Altchina als Folie des Ähnlichen und des Anderen, womit der Umweg über China die Kontinuität des Erinnerungsraums einer westlichen Variante der neuen achsenzeitlichen 'Sichtbarkeit des Menschlichen' ins Licht rücken kann.Ein Ausblick auf die Nachwirkungen dieses stilbildenden Horizonts menschlicher Selbstbezüglichkeit in die Geschichtstheorien der Moderne und Postmoderne hinein rundet das Buch ab.